Nein, unmöglich. Das Gesicht, die Stimme – nie gesehen, nie gehört. Vielleicht bin ich im Kino an ihr vorbeigeganen, vielleicht im Hotpot neben ihr gesessen.
Sie fragt mich im Museumskaffee nach meinem Wunsch. Apfelbiscuit, bitte – Ist das alles? Und einen Capuccino. Unter meinen Arm die Ausstellungsbroschüre, die ich lesen will, bevor ich mir die Bilder des bedeutenden Isländers KJARVAL (1885 – 1972) anschaue, nach dessen Name Kjarvalsstaðir, das Kunstmuseum etwas ausserhalb Reykjavíks, benannt worden ist.
Sie fragt «mit Schlagsahne», bevor sie den Teller über die Theke schiebt – wieder diese Stimme. Nach dem Zubereiten des Kaffees, den sie ebenfalls schiebend, neben den Teller mit der Süssigkeit gibt, schauen wir uns an. Unmöglich, denke ich – sie nicht: «Kann es sein», fragt sie, «dass wir uns letzten Sommer begegnet sind? In Norðurfjörður? Im Kaffee!»
Ja!
Sie heisst Lovísa, lese ich in meinem Blog, den ich damals über sie in frischer Fisch schrieb. Nach meinem Ja! an der Musuemstheke in Reykjavík lacht sie und findet es nur noch «crazy». Verrückt sei ich, kaum gegangen schon wieder zurück, und «the world is so small»!
Nach der düster, hellen Landschaftswelt von KJARVAL stehe ich nochmals dort, wo sie während des Winters arbeitet, um mich von ihr, die mich wieder erkannt hat, zu verabschieden. Sie streicht die Hände über ihre Arbeitsschürze, dann umarmt und küsst sie mich, was in Island selten ist, und meint, dass sie im Sommer wieder in den Westfjorden anzutreffen sei – da, wo ihr Herz hingehöre. Wir erwähnen noch, was durchaus möglich sein könnte.
«See you.»