Zusammen mit meiner Schwester sass ich vor wenigen Tagen im Publikum in der Alten Fabrik in Rapperswil-Jona zum Talk Freitags in der Fabrik. Meine langjährigste Freundin, die Moderatorin, befragte einen ihrer Gäste unter anderem zu seinem Leben als Pensionierter. Das Gegenüber, 64 jährig und seit Sommer 14 im Ruhestand, nahm sich Zeit, bis er seinen Gedanken zu formulieren begann. Er sagte in etwa folgendes: Er habe genug gearbeitet, dies sei nun vorbei. Aber wenn er vorwärts schaue, dann sei er sich durchaus bewusst, dass dieser nächste Abschnitt mit Abbau und Einschränkung verbunden sein könnte.
Ähnliches sage auch ich, wenn ich fast schon suggestiv gefragt werde: «Du freust dich doch sicher auf das Leben nach dem Arbeiten!».
«Ja, ja», sage ich: «Ich freue mich».
Denn ich finde es wirklich an der Zeit, dass ich mich aus der Arbeitswelt zurückziehe und andern, jüngeren, den Platz überlasse. Schliesslich bin ich, seitdem ich 20 Jahre alt bin – abgesehen weniger Auszeiten – kontinuierlich im Arbeitsprozess gestanden.
«Nein, nein», sage ich aber auch: «Ich freue mich nicht nur, weil es da auch diese andere Seite gibt».
Es stimmt mich nachdenklich, wenn ich mir vorstelle, was mir die Zukunft alles bringen kann: Einschränkungen von Körper und Geist. Abschied von Freundinnen und Freunden. Reduktion meines Radius.
Hebe ich das Negative hervor, versuchen meine Gegenüber oft, mich vom Gegenteil zu überzeugen: «Du bist doch noch rüstig – du ruderst, du wanderst, du bist geistig aktiv, du bist an vielem interessiert, du hast deine Projekte …».
Ich frage die Fragestellenden: «Weshalb, willst du mir diese Realität ausreden? Weshalb verwedeln oder beruhigen? Warum nicht darauf eingehen?»
Gespräche, die daraus entstehen, haben eines gemeinsam: Sie sind intensiv und nah.
Diskutiert mit!