Ich bin in Zürich. Noch ein Mal will ich da hingehen, bevor ich von dort nach dort reise – in der Hoffnung, die eine oder die andere auf der schwimmenden Badeinsel zu sehen. Danach, wenn ich wieder von dort nach dort reise, ist nämlich Schluss mit den Begegnungen am Sommer-Stammtisch.
Wie immer gehöre ich zu den früh Eintreffenden, sitze in der Nähe des Kiosks – da, wo ich aufs «Vrenelisgärtli» sehe, das heute nicht zu sehen ist. Fast jede, die in meinem Rücken einen Kaffee bestellt, kopiert sowohl Vor- als auch Nachgängerin, indem sie sagt, dass es heute nicht so ist, wie sie es sich gestern vorgestellt habe – nämlich nochmals so richtig heiss. Und daraus entwickelt sich auch noch ein Gespräch, in das sich diejenige, die das Bestellte über die Theke schiebt, einmischt.
Interessant, wie redeselig die Frauen am Ende der Badesaison werden.
Und dann wird es doch nochmals so, wie es sich die meisten am Vortag vorstellten, wie es werden müsste: nämlich so richtig heiss, solange sich der warme Südwind gegen die anziehende Kaltfront stemmen kann und sich hinterher dann doch wird eingestehen müssen, dass es definitiv vorbei sein wird mit den sommerlichen Temperaturen.
Ich stehe nochmals auf die Waage, was ich nur hier mache, um festzustellen, was Tatsache ist: der angesetzte Winterspeck ist auch in diesem Sommer nicht weggeschmolzen. Danach setze ich die Schwimmbrille auf, tauche ins kühle Zürichseewasser – oh wie schön! – und drehe mich wie eine Seelöwin vom Rücken auf den Bauch.
Beinstoss, Körper in die volle Länge dehnen, fliessen und nochmals fliessen lassen, Armzug, Beinstoss … Diese Momente, wo mein Körper durch Wasser schwebt, sind unvergleichlich. Einmalig. Und trotzdem für Wehmut und Herzschmerz ein Leichtes, mich damit zu füllen.
Geht heute aber nicht. Denn der an diesem Morgen gehörte Gedanke und seine unendlichen Wiederholungen – zuerst von der einen, dann der andern und von nochmals andern «jeder Tag ist einzigartig», schützt mich beim Auftauchen und Luft schnappen vor dem wehmütigen Abtauchen.