erinnern

Gestern war ich nochmals im Fernsehen, meinem Arbeitsort über Jahrzehnte. Zusammen mit einigen «Gspönlis» ging ich in die Kantine. Beim Mittagessen redeten wir über tschüssUNDsali, tauschten Eindrücke zum Fest, das bereits vier Tage zurück lag.

Einmal mehr: Etwas, was lange vor mir gelegen hat, ist nur noch Erinnerung.

Im gleichen Stil ging’s weiter. Ich räumte in «meinem» Büro den definitiv letzten Schrank. Es waren drei Kassetten mit wichtigen Arbeiten, die ich zur Erinnerung in mein neues Büro mitnehmen will – u.a. mein allererster Film. 1978 – also vor 36 Jahren – realisierte ich einen Bericht zu übermässigem Alkoholkonsum während der Rekrutenschule.

Danach aktivierte ich im Outlook die Abwesenheitsnotiz. Von nun an werden Mails, die mir geschrieben werden, automatisch mit dem Hinweis benachrichtigt: «Dieser Account wird nicht mehr bewirtschaftet und Ende Juni endgültig gelöscht».

Anschliessend gab ich Personalausweis und Schlüssel zurück. Und das war’s dann.

Ein letztes Mal ging ich als noch nicht ganz Pensionierte dem Fernsehgebäude entlang und dachte, bevor die Last der Wehmut der Freude auf Neues wich: «Wie oft bin ich hier gestanden mit dem Gefühl: «Ich kann es nicht. Ich schaffe es nicht.»

Alles bloss noch Erinnerung. IMG_1880

einmal mehr

Immer wieder habe ich mich gefragt, wie werde ich meinen Abschied aus 43 Berufsjahren gestalten.

Klar war mir: nur kein Apéro innerhalb des Betriebs. Ja nicht das Traditionelle, wo Worte und Alkohol fliessen. Aber was dann? Einfach verschwinden?

Soviel Bruch mit Konventionen geht nicht – auch mir zuliebe. Dies war mir ebenfalls klar. Denn jeder Abschied braucht sein Ritual, um Neues in Angriff nehmen zu können.

Im vergangenen November kam die Eingebung: Ich WILL feiern mit Apéro und Konzert – zusammen mit mir lieben Menschen. Ich wurde aktiv; organisierte mein Fest und verschickte Einladungen zu tschüssUNDsali im Sinne: ich sage jenen tschüss, die ich kaum mehr sehen werde und jenen, die mich nach wie vor durch mein Leben begleiten sali.

Es war warm und sonnig am Festtag, dem 23. April; die Bäume im Zürcher Kasernenhof in prächtigster Blust, die Gäste in guter Stimmung. Mir ging es ebenfalls gut bei soviel verbundener Zuneigung. Das Konzert zu tschüssUNDsali von Irène Schweizer und Jürg Wickihalder war ein Hammer.

Alles in allem war der Abend so schön wie in meinen schönsten Vorstellungen. Und einmal mehr bewahrheitete sich, dass es dann gut kommt, wenn ich mir selber treu bleibe.