Es gab / gibt sie in jeder Stadt, die wir in den vergangenen zwei Wochen gemeinsam besuchten: Arme – Frauen und Männer -, die auf der Strasse etwas Gemüse oder runde Brote verkaufen. Noch ärmere, die einzelne Päcklis Papiertaschentücher anbieten. Ärmere als ganz arme, die stehen oder sitzen – im Rollstuhl oder auf einem Karton am Boden. Diese Menschen verkaufen meist gar nichts mehr – auch keine einzelnen Zigaretten. Mit nach oben geöffneter Handfläche warten sie und hoffen, dass ihre Gebrechen – Beinprothese, Blindheit … Vorbeigehende <erbarmen>.
Die einen geben eine Münze mal da, mal dort. Andere nicht. Unsere Guides sagen bei Hochziehen von Schulter und Stimme: Wer mehr hat, gibt denjenigen, die weniger haben – je nach eigenem Empfinden, so steht’s im Koran.
Auf der Strasse sitzen auch Familien mit einem oder zwei kleinen Kindern zwischen den Beinen. Vor sich ein gut sichtbarer Karton auf dem geschrieben steht, dass sie aus Syrien sind.
Flüchtlinge? Fragten wir in jeder Stadt unseren jeweiligen Guide. Ihre Antworten waren in etwa identisch. In Marokko gebe es selbstverständlich viele geflüchtete Menschen, auch aus Schwarzafrika. Madame, es gibt sie nicht nur bei euch! Aber viele, meinte der Guide durch Meknès, wollen zu euch, auch wenn sie nur arabisch sprechen, auch wenn sie keine Ausbildung haben. Das ist doch dumm. Denn in Marokko sei mit dem Erstellen all der Satellitenstädte der Bedarf an Arbeitskräften gross. Flüchtlinge würden, sobald sie arbeiteten, den Status <resident> erhalten – also die Niederlassung.
Ob es in Marokko wirklich so ist, wie es uns erzählt wird, können wir nicht verifizieren. Aber sicher trifft zu, womit er, mit entsprechend eindeutigem Blick, die Diskussion beendet: Menschen auf der Flucht, sagt er, ist ein weltumspannendes Problem – nicht allein ein euröpäisches!