Das Erwachen am Morgen ist kein gutes. Irgendwie ist der Film vom Vorabend in meinem Körper hängen geblieben: steif und gerädert hallt die Nacht nach. Kein Wunder.
Der Cannes Preisträgerfilm von László Nemes, «Sohn von Saul», handelt über die letzten Monate von Auschwitz. Die Kamera heftet sich konsequent an den Protagonisten Ausländer Saul, gespielt von Geza Röhrig, der Teil des Sonderkommandos ist. Dieses besteht aus Inhaftierten, die, indem sie den Nazis helfen, die Opfer zu liquidieren, ihre eigene Vernichtung um vier Wochen hinauszögern können.
Dass die Hölle erst recht zur Hölle wird, schafft der Regisseur, indem neben Geza Röhrig auch der Filmton eine Hauptrolle erhält. Die Holocaust Scheusslichkeiten, die in den Filmsequenzen durch das Fokusieren auf den ungarischen Häftling nicht explizit dargestellt werden, blendet der Ton nicht aus – die Hölle wird hörbar und frisst sich bei den Zuschauenden bis in ihr Innerstes.
Meine Morgenstimmung ist von Vorabend und Nacht eine havarierte. Nach Tee und Skyr – eine Kombination zwischen Quark und Yoghurt und bei Nichtisländerinnen ein absoluter Renner – packe ich meine Badesachen in einen Plastiksack. Mein Ziel: das «Sundhöll Reykjavíkur», das älteste öffentliche Bad, über dessen Regeln ich im vergangenen Frühling unter «schwimmen (1)» bereits einmal schrieb.
Eine Stunde später stehe ich wieder auf der Strasse: Hotpot gesprudelt, Dampfgebadet und geschwommen, fühle ich mich wie eine aufgefrischte Daunendecke. Nun freue ich mich auf den Espresso aus der neuen Kaffeemaschine im «Reykjavík Roasters Café».
Dann eben nicht; es ist proppenvoll. Dennoch mache ich von aussen Fotos, wie es sich S., die Mitbloggerin bei «Gezeitenwechsel», in ihrem Kommentar zu meiner Geschichte «Premiere» von gestern, von mir gewünscht hat.