Die Geschichte «möglich» wird noch besser. Deshalb wähle ich für meine Route vom Skulpturenmuseum nach Hause auch den Umweg. Denn das muss ich ihr unbedingt erzählen.
Als ich dort bin, wo ich hin will, rufe ich der Frau an der Kasse zu, dass ich nur ins Kaffee will. Sie nickt. Und dann stehe ich erneut vor Lovísa, der Frau aus den Westfjorden, die mich vor drei Tagen wieder erkannt hat. Nach der Begrüssung sage ich: «Du glaubst es nicht, wie klein die Welt ist!», und beginne, damit sie mir folgen kann, von vorne.
Ich erzähle, dass ich zum Skulpturenmuseum wanderte. Der Bau, architektionisch interessant, da es eine Mischung zwischen Sternwarte und griechischer Kappellenkuppel darstellt, war Atelier und Wohnhaus des isländischen Skulpteurs Ásmundur Sveinsson (1893–1982).
Als ich die wenigen Tritte zum Eingang hochsteige, sehe ich an der Kasse – ja, genau – einen «alten» Bekannten. Es ist Claus, der im Sommer ebenfalls in den Westfjorden arbeitete, in Djúpavík, dort, wo Doris und ich vier Nächte verbrachten. Auch über ihn habe ich damals eine Geschichte geschrieben («gesalzener Fisch»).
Dieser Claus steht nun also mir gegenüber – beide sind wir erfreut, einander wieder zu treffen. Er führt mich durch die Ausstellung, fragt, was ich hier so alles unternehme und gibt mir, wie schon damals, einige Tipps.
Zu meinem Erstaunen, kennen sich die beiden nur vom Hören sagen! Obwohl sie einen Sommer lang – für isländische Verhältnisse jedenfalls – fast Tür an Tür lebten.
Und das Beste an der Geschichte erfahre ich, als ich mich von Lovísa verabschiede. Im Kaffe des Kunstmuseums Kjarvalsstadir ist sie gerade einmal für drei Tage eingesprungen – erstmals, als wir uns wiederbegegnet sind und letztmals heute, am Tag, als ich den Umweg mache, um ihr von Claus zu erzählen.
Grüsse auch an deine Frau, ruft sie mir noch nach, als ich mich auf den Heimweg mache.