Kaum haben Doris und ich nach ihrer Ankunft einige Kilometer Island durchfahren, hat sie das Insel spezifische Vokabular schon intus: «unglaublich», «diese Landschaften», «dieses Licht», «diese Helligkeit» – hören «Benz» und ich sie begeistert sagen.
Nun ist es nicht mehr «Nissan», sondern «Benz» (Merzedes-Benz) – ein 4×4-Radantrieb -, der uns durch die Westfjorde fahren wird. Der Autotausch fand am Flughafen statt. Doris und ich gehen, nachdem es sie mit einer neu ankommenden Masse an Menschen, die es im 10 Minuten Takt heraus gespült hat, für die notwendigen Papiere zum Schalter. Wir stellen uns in die fast endlose Schlange.
Als wir an der Reihe sind, entscheiden wir uns keine zusätzliche Versicherung gegen Vulkansand-Schäden, gebrochene Windschutzscheiben, Steine, die von unten das Chassis beschädigen könnten, abzuschliessen. Das zentrale Interesse des Autovermieters ist kräftig einkassieren, anstatt – wie wir später merken – vernünftig einzuführen.
Als wir in unserem «Benz» sitzen, kommen wir mit all unserem Wissen nicht weiter, weil er einer Kategorie angehört, die wir aus dem Alltag nicht kennen. Er ist ein Automat, was ich übrigens nie bestellt hatte, womit ich aber sonst als Fahrerin vieler Mietautos im Umgang bestens vertraut bin. Fast alles funktioniert auf Knopfdruck – zum Beispiel befindet sich die Elektronik für das Verschieben der Sitze in Weite und Höhe an der Seite der Tür. Übrigens auch diejenige fürs Verstellen der Kopfstütze. Der Mann in schwarz-gelber Kleidung hilft zwar weiter, gibt aber nur knappe Antworten auf unsere Fragen – mehr nicht. Als ich losfahre, suche ich nach der Handbremse. Aber auch das Handbuch hilft nicht weiter. Der Mann von Hertz muss nochmals her. Alles klar: Die Handbremse ist eine Fussbremse, die nur mit angewinkeltem, linkem Bein gedrückt und mit der Hand wieder gelöst werden kann.
Endlich – 90 Minuten nach der Anzeige, dass der Flug aus Zürich gelandet ist – rollen wir durch die Weite in die Helligkeit der Nacht. Auf unserm Weg Richtung Westfjorde geniessen wir zauberhaftes Sommerlicht, blauer Himmel und vor allem das erneute Zusammensein.