«Heimat ist nicht unbedingt der Ort, an dem man geboren wurde, sondern der Ort, an dem man sich aufgenommen fühlt», lese ich im Zürcher Tages-Anzeiger (16.12.2015). Die Aussage ist von Ensaf Haidar.
Ihre eigentliche Heimat, Saudiarabien, ist nicht mehr ihre Heimat. Ägypten auch nicht mehr. Und auch der Libanon ist ihr ebenfalls keine Heimat mehr. Heute lebt sie mit ihren drei Kindern in Kanada.
Denn Raif Badawi, der Blogger und diesjähriger Sacharow-Preisträger, ist ihr Ehemann. In seinen Bloggeschichten schrieb er über seine Visionen einer freien, liberalen Gesellschaft. Weil er dies in Saudiarbien tat, wurde er wegen «Gotteslästerung» zu 1000 Stockschlägen und 10 Jahren Haft verurteilt.
Dies ist auch der Grund, weshalb seine Frau und seine Kinder flüchten mussten. Aber auch in Ägypten und im Libanon wurden sie bedroht und waren nicht sicher.
Politisches Asyl und Freitheit hat Ensaf Haidar mit ihren Kinder in Kanada gefunden. Deshalb konnte sie nach Brüssel reisen und am Mittwoch den Sacharow-Preis, den «Preis für die geistige Freiheit», für ihren Mann entgegen nehmen. Denn Raif Badawi, der eigentliche Preisträger, sitzt für seine Meinungsäusserung noch immer im Gefängnis.