So etwas kann durchaus vorkommen, dass ich auf die eine oder andere Art bewusst mit meinem früheren Berufsleben konfrontiert werde. In den vergangenen zwei Jahren, seit meiner Pensionierung, ist es jedoch selten geschehen.
Schade, einerseits – gut so, andrerseits.
Es weist nämlich unter anderem darauf hin, dass ich mich mit Neuem, meinem jetzigen Leben adäquat auseinandersetze. Auch wenn ich oft daran zweifle und mich, ich gebe es zu, am Morgen beim Erwachen auch frage, was habe ich in meinem Leben bewegt, werde ich noch was bewegen.
Unlängst, als ich die Tageszeitung durchblätterte, lachte mir ein junges, frisches Gesicht entgegen. Die Frau, die einen Karrierenschritt vor sich hatte, kannte ich persönlich. In meiner Zeit, als ich beim Fernsehen tätig war, sass sie bei mir in Kursen. Nichts wies damals aufs Heute – gerade dies, ihre neue Herausforderung, die sie annahm, war es, was mich freute.
Ich setze mich kurz entschossen an den Computer und schrieb ihr eine Mail. Ich teilte ihr meine Freude mit und wünschte ihr Kraft für den neuen Abschnitt.
Einmal mehr fahre ich, nachdem viele Morgen seit dem Lesen der Erfolgsgeschichte vergangen sind, mit dem Zug von dort nach dort und mache, was inzwischen fast alle machen: Ich starre aufs Smartphone, rufe die elektronische Post ab und da «schwupp-t» ihre Mail rein. Sie bedankt sich, meint, von diesem neuen Job hätte sie nie zu träumen gewagt und eine meiner damals gemachten Aussagen trage sie noch immer durch ihr Arbeitsleben. Schon oft habe ihr meine damalige Motivation Entscheidungen erleichtert.
Du sagtest, schreibt sie, sei im Zweifelsfall mutig: «Langweiliges gibt es oft genug.»
Ihr Mail, bzw diese Nachhaltigkeit beglückt wiederum mich und ich hoffe, dass ich dann, wenn ich erneut mit dieser ekelhaften Frage «Was-bewege-ich-eigentlich noch» erwache, ihr Paroli biete, indem ich einfach mutig aus dem Bett steige und selbstbewusst den Tag beginne – so wie heute.