Dass sich mehr Menschen fürs Referendum in der Türkei und damit für demokratische Einschränkungen entschieden haben, ist eine Sache. Eine für mich nicht nachvollziehbare Tatsache.
Nicht nachvollziehbar ist für mich auch, dass ich in analysierenden Interviews in «meinen» Zeitungen unter anderem lese, dass es falsch war, im Vorfeld der anstehenden Abstimmung auf die Provokationen der Politiker des JA-Lagers zu reagieren und dezidiert auf Gefahren der Machtanhäufung hinzuweisen.
Dabei war schweigen, sich nicht einmischen, wegsehen noch nie die bessere Lösung.
«Freiheit ist ein Wort, das niemals schweigt.» Mit diesem Satz endet eine Kolumne von Asli Erdoğan, die sie im März 2016 schrieb – noch bevor ihre Zeitung «Özgür Gündem» verboten wurde, bevor sie für vier Monate im Frauengefängnis war, bevor ihr der Pass weggenommen wurde, bevor sie ihr definitives Urteil kennt, das im schlimmsten Fall «lebenslängliche Haft» bedeutet.
Von Asli Erdoğan, die gegen Willkür und Unterdrückung schrieb, als sie dies noch konnte – vielleicht noch immer einen Weg findet, dies zu tun –, lese ich den eben erst auf deutsch erschienen Essayband «Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch». Darin steht auch der Satz «Freiheit ist ein Wort, das niemals schweigt».
(Link zu Asli Erdoğan Essayband und zu einem hörenswerten Radiobeitrag.)