grüezi Züri

Der Begrüssungsslogan am Zürcher Flughafen ist eigentlich immer ein Schock, woher ich auch immer anfliege. Ich ertrage es jedes Mal kaum – dieses Cleane, Propere, Spiegelnde und dieses Vermarkten «unseres» Schweizer Luxuses, symbolisiert durch Nobel-Schokolade, Nobel-Uhren, Nobel-Banken …

So war es auch heute. Die Landung war entsprechend hart. Sie hatte zwar keinen Bruch von Nase und Brille zur Folge wie der Misstritt im Lavafeld. Doch wenn Doris und ich zusammen ein gutes Wegstück durch unsere Ferien reisen, ist die geografische Trennung am Ende der gemeinsamen Zeit immer wieder schwierig – sie geht zurück an den Bodensee und ich besteige den Zug in die Gegenrichtung, nach Zürich. Da liegt für viele, die uns noch nicht so gut kennen, der Gedanke schon fast auf der Hand, beziehungsweise die Frage auf der Zunge: Weshalb kein Zusammenziehen, würde doch vieles viel einfacher machen? Sicher wäre dies eine Möglichkeit, aber wir finden beide, dass sie nicht unseren Leben entspricht, weil wir beide mit unseren Biografien dort verwurzelt sind, wo wir wohnen und unsere Arbeit ist oder, was mich anbelangt, bis zur Pensionierung war. Selbst im meinem neuen Lebensabschnitt wollen wir diese Form beibehalten, weil sie auch bereichert – so empfinden wir es wenigstens beide. Deshalb gehört inzwischen zu gemeinsamem Leben und Zusammensein das Pendeln zwischen «hier-und-dort», «dort-und-hier». Nichts desto trotz: «Grüezi Züri» stimmte mich heute nach der Landung der Icelandair nicht freudig.

«Und?», werden sich nun wohl einige fragen: «Was hast du nach sieben Wochen Island als erstes gemacht?».

Ich habe Koffer, Rucksack und Tasche gleich beim Wohnungseingang auf den Boden gestellt, wo sie vier Stunden später noch immer liegen, und freute mich über Karte und Blumenstrauss, die mir meine Nachbarin zur Begrüssung auf den Tisch gestellt hatte. Dann legte ich mich aufs Bett, schloss die Augen, hörte das Rauschen des Windes, im Dialog mit den Blättern. Dabei dachte ich, etwas traurig: «So ein Irrsinn: Keine 12 Stunden später und über 2500 Kilometer südlicher mache ich fast als erstes dasselbe wie in Reykjavik als letztes.»

Kein Wunder; da kann die Landung nicht sanft sein. Da hilft zur Begrüssung kein «grüezi Züri». Da benötigen wir – meine Seele und ich – wohl eher ein Isländisches »Þetta reddast«, was soviel heisst wie: «Das wird schon».

4 Gedanken zu “grüezi Züri

  1. Rita Huwer schreibt:

    Ich wünsche dir alles Gute für dein weiteres Leben. Und vielen Dank, dass ich durch diesen Blog an deiner Reise teilhaben konnte.
    Ich werde in 8 Wochen wieder nach Island zurückkehren und das für 3 Wochen, dank eines guten isländischen Freundes 🙂

    Einmal Island – Immer Island

    Liebe Grüße
    Rita

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  2. Diana K. schreibt:

    So, dann war die „Landung“ eine harte womit ich nicht das Flugzeug meine. Hatte sowas erwartet. Du warst lange hier bei uns, und hier läuft alles langsamer, ruhiger ab. Geb dir Zeit, dich dem Tempo wieder anzupassen, und denke wie ein Isländer. Und wenn du mal genug hast, kommst du zu mir, ich hab ne schlafcouch ♥ alles liebe, Diana
    ps: Ich geh jetzt mit dir in den Gedanken eine Pizza essen, alleine 😉

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    1. danke dir, liebe diana, fürs mitfühlen und das angebot. liebste grüsse. barbara
      p.s. den koffer habe ich nun doch noch ausgeräumt und die waschmaschine ist am arbeiten.
      pp.s. hier ist’s 11h, dort erst 9. hier ist’s bereits dunkel, dunkler, ganz dunkel und dort, bei dir, noch immer ganz hell.

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